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Warnung: Hier geht es um teils schwere psychische und körperliche Kindesmisshandlung, wenn du damit Probleme hast, dich das triggert, dann lies bitte nicht weiter.
Hast Du schon mal von Ruby Franke gehört? Nein? Aber Momblogger oder Momvlogger sind dir sicher ein Begriff. Immerhin sind sie seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten ein fester Bestandteil der sozialen Medien. Und oft wurden diese kritisiert. Wenn sie zum Beispiel das perfekte Leben zeigen und damit andere unter Druck setzen weil die sich fragen „Warum ist das bei der so und bei mir nicht?“. Aufgeräumte schicke Häuser und Wohnung, immer lächelnde Kinder, you name it.
Wenn ich jetzt sagte das Ruby Franke auch einen Momvloggerin war, dann kommen dir sicher auch solche schicken, aufgeräumten und glücklichen Bilder in den Sinn. Das sah auf ihrem Instagram-Account in der Tat so aus. Leider sieht die Realität wie so oft anders aus. Diese hier ist aber besonders. Denn Ruby Franke ist so ziemlich das schlimmste Exemplar der Gattung Mom(b/v)logger, das wir je erlebt haben dürften.
Ruby Frankes drakonische Strafen
Ruby Franke lebte zusammen mit Mann und ihren sechs Kinder in Utah/USA und zeigte ab 2015 auf ihrem Youtube Kanal „8Passengers“ ihren Alltag und vor allem wie sie ihre Kinder erzieht. Das klingt jetzt sehr nett und harmlos. Dabei fragt man sich gleich warum die Frau ihre Youtube-Kanal so lange betreiben konnte.
Denn Ruby Franke war keine normale, nette Mama. Auch keine glamouröse Mama die sich nicht um ihre Kinder kümmerte und nur im Internet so tat als ob. Sondern meiner Meinung nach eine echte Sadistin.
In ihren Videos erklärte sie zum Beispiel das Kinder, so lange diese in ihrem Haus leben, kein Recht auf Privatsphäre haben. Sie (die Mutter/Eltern) hätten als einzige ein Recht auf Privatsphäre, weil das ihr Zuhause, ihr Platz ist, sie müsse von anderen alles wissen und alles sehen, ohne Grenzen. Das sei liebevoll. Wer Privatsphäre will, muss gefälligst ausziehen und sich was eigenes leisten. Eine ihrer üblichen Strafen für Fehlverhalten war das Aushängen von Zimmertüren. Die Eltern haben auch schon in Videos private Nachrichten von den Handys ihrer Kinder vorgelesen. Als Strafe dafür, dass das Kind beim Essen kurz am Handy war. Während Mami ständig beim Essen und sonst auch am Handy ist.
Auch das Recht auf Essen und Trinken zu entziehen gehörte zum Standard-Repertoire. Denn für Ruby Franke ist das kein Grundbedürfnis, sondern ein Privileg. Und Privilegien kann man als Strafe aberkennen. Das trieb sie sogar so weit, dass es zur Unterernährung der Kinder kam. Auch eine Lehrerin hatte sich an die Mutter gewandt, weil eine der Töchter ohne Essen in die Schule geschickt wurde und die Lehrerin sich Sorgen machte, weil das Kind natürlich hungrig war. Darüber hat Ruby Franke dann ein Video gemacht und sich über die Lehrerin aufgeregt und meinte, dass sie hoffe, das kein anderes Kind mit ihrer Tochter das Essen teile.
Eine der Töchter (zu dem Zeitpunkt noch ziemlich klein, ich schätze mal 5 oder 6 vielleicht) hat einmal versehentlich etwas kaputt gemacht, daraufhin hat die Mutter ihr vor der Kameras gedroht ihrem Kuscheltier den Kopf abzuschneiden, wenn so etwas noch mal passieren sollte. Die Drohung an sich ist ja schon unterirdisch und psychische Folter. Aber das vor der Kamera zu machen und ins Internet zu stellen, damit Millionen Menschen das sehen ist einfach bodenlos. Ich habe keine Worte dafür.
Der große Sohn der Frankes durfte monatelang nicht in seinem Zimmer im Bett schlafen, es musste im Wohnzimmer auf einem Sitzsack (Beanbag) nächtigen. Die Strafe bekam das Kind übrigens dafür, dass es seinen jüngeren Bruder mit dem Versprechen man würde nach Disneyland fahren geprankt hatte. Meiner Meinung nach ein recht fieser, aber durchaus üblicher Streich unter Geschwistern. Ein anderes Kind musste mal im Badezimmer auf dem Boden schlafen.
Der Beanbag-Vorfall führte zum ersten Mal zu Kritik. Es gab eine Onlinepetition die sagenhafte 252 Menschen unterschrieben. Also kaum Aufmerksamkeit, kaum Beachtung. Erst recht nicht von den Behörden.
Na, schon richtig wütend? Warte ab, wird noch schlimmer. Am besten bitte mal kurz aufstehen und durchatmen, bitte nichts zertrümmern und nicht in den Tisch beißen.
Ruby Franke hat ihre Kinder auch zur Strafe gefesselt. Zum Teil mit Seilen, zum Teil mit Handschellen. Und wenn die Fesseln Wunden verursachten, hat sie diese mit Cayennepfeffer und Honig behandelt. Hast du dir schon mal Cayennepfeffer oder was anderes scharfes versehentlich in Wunden gerieben? Das ist nicht schön – um es mal ganz vorsichtig auszudrücken.
So ist das ganze dann auch eskaliert: Der 12-jährige Sohn ist ausgebrochen und hat beim Nachbarn geklingelt und um Essen und Wasser gebeten. Das Kind war abgemagert und dehydriert, hatte viele Wunden (unter anderem auch extrem tiefe Schnittwunden) und Klebeband an Füßen und Handgelenken. Der Nachbar hat dann die Polizei gerufen. Wenig später hat man die 9-jährige Tochter in einem ähnlichen Zustand aufgefunden.
Und ich habe hier noch nicht mal das schlimmste beschrieben. Das erspare ich mir jetzt. Wer mag und es erträgt, kann das in den verlinkten Artikeln vom Spiegel nachlesen.
Ruby Franke wurde jetzt im Februar 2024 in 4 Fällen von schwerem Kindesmisshandlung zu insgesamt 60 Jahren Haft verurteilt.
Öffentlich und trotzdem nichts passiert
Warum schreibe ich hier jetzt darüber? Bin ja nun kein Boulevard-Klatschblatt. Ganz einfach: Vieles von dem was ich hier schreibe passierte öffentlich. Für alle sichtbar. Und trotzdem ist es so lange passiert. Trotzdem musste es so weit kommen wie es gekommen ist. Es ist ein schlimmes Beispiel für die Abgründe von sozialen Medien, von fehlender Medienkompetenz und vor allem vom Wegschauen.
Da hätten wir die Mutter die das alles online gestellt hat, auch ganz beabsichtigt erniedrigende Situationen. Und die Kindern, die darunter leiden und denen sie damit auch alles andere als gute Medienkompetenz, soziales Verhalten oder eine angemessene Fehlerkultur vorgelebt hat. Und natürlich auch die Zuschauenden, die weggesehen haben oder das ganze noch gut fanden. Der Kanal von Ruby Franke hatte satte 2,6 Millionen Abonnenten bevor er von Youtube gelöscht wurde. Und die Videos hatten Milliarden an Aufrufen. Die Frau hat Jahrelang diesen „Erziehungsstil“ im Netz propagiert, öffentlich psychischen Missbrauch im Netz zur Schau gestellt und es gab kaum Kritik. Die Zuschauer haben das noch beklatscht. Und sich vielleicht auch das eine oder andere Beispiel daran genommen.
Wie kann es sein, dass so etwas so lange passieren konnte und dann nicht mal die Meldungen von Zuschauenden zu einem Ende und zu Verurteilungen geführt haben – sondern der mutige Sohn der Frankes, der vermutlich aus Todesangst und purer Not heraus den Versuch wagte sich an die Nachbarn zu wenden?
Da muss man sich doch ernsthaft die Frage stellen: Wie lange wäre das so weitergelaufen, wenn der Junge das nicht getan hätte? Bis eines der Kinder gestorben wäre?
Was passiert jetzt mit den Kindern?
Die jüngeren Kinder sind aktuell noch alle vier zusammen in der Obhut des Jugendamtes (in USA Department of Child and Family Service), sollen aber wohl zum Vater kommen. Dieser hat sich schon vor einiger Zeit von Ruby getrennt und hatte über ein Jahr keinen Kontakt mehr zu seinen Kindern. Er versucht aktuell wieder eine Bindung aufzubauen. Siehe letzter Link in den Quellen, ist aber auf englisch. (Google Translate oder DeepL hilft) Die älteste Tochter von Ruby ist mittlerweile 21 Jahre alt und hat den Kontakt zu ihrer Mutter schon vor Jahren abgebrochen. Das wundert mich nun ehrlich gesagt nicht.
Quellen zum weiterlesen:
- Spiegel: US-Erziehungsbloggerin gibt Misshandlung ihrer Kinder zu
- Spiegel: US-Erziehungsbloggerin muss wegen Misshandlung ihrer Kinder in Haft
- Time: What to Know About YouTuber Ruby Franke’s Child Abuse Case
- New York Times: Host of YouTube Parenting Channel Is Charged With Child Abuse
- People: A Timeline of Ruby Franke’s Rise and Fall: From Family Vlogger to Convicted Child Abuser
- Indy100: What will happen to Ruby Frankés Children?
Quelle Beitragsbild: instagram.de/moms_of_truth
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