Als wir das letzte Mal (im Herbst 2018) beim Zahnarzt zur Prophylaxe waren riet uns die Zahnärztin bald mal beim Kieferorthopäden vorstellig zu werden. “Nicht dass wir den richtigen Zeitpunkt verpassen”.
Da war der Sohn noch sieben, die Zahnspange für mich gedanklich weit entfernt. Aber wenn sie meint. Ich rechnete erst mal mit langen Wartezeiten und einem weit entfernten Termin. Wir wurden auch erst auf eine Warteliste gesetzt mit Aussicht auf Termin im neuen Jahr (2019). Es kam dann aber ein Brief mit Terminvorschlag im November. Ich war überrascht, aber erfreut. Schnelle Klarheit.
Der Termin war dann doch seltsam. Der Zahnarzt hat sich sein Gebiss kurz angesehen, gesagt dass er eine feste Zahnspange braucht, kurz runtergeleiert was er genau hat (Kreuzbiss und irgendwas anderes, jedenfalls Stufe 3 und Stufe 4) und dass Behandlungen bei jüngeren Kindern in 18 Monaten abgeschlossen sein müssen, daher feste Spange. Des weiteren meinte er K1 wäre zurück mit dem Zahnwechsel, ob er auch als Baby spät Zähne bekommen hätte. Ähhh, nein? Ganz normal. Hat er aber nichts weiter zu gesagt. Man müsse noch warten bis weitere bleibende Zähne da seien, Zahnspange gäbs dann im Sommer. Vorher einen Besprechungstermin. Wir bekamen dann noch Infozettel für feste Zahnspange und anderen Kram und waren damit entlassen. Zeit zum Fragen stellen gabs keine.
Aber nun gut, der wird wissen was er macht.
Im März kam dann ein Brief für einen Termin im Mai. Für Abdrücke und Röntgenbilder. Äh und Besprechungstermin? Das kostet doch schon Geld. Da war ich dann doch etwas angefressen. Zudem gab es bei WISO einen interessanten Beitrag zum Thema Zahnspangen. Darin wurde auch geraten sich eine Zweitmeinung zu holen. Angespornt durch den Beitrag und meine Skepsis im Ablauf habe ich genau das getan und einen zweiten Kieferorthopäden gesucht. Diesmal einen sehr jungen, ziemlich neuen. Der aber extrem gute Bewertungen online hatte.
Termin war dann auch sehr schnell verfügbar. Letzten Freitag war es so weit. Die Arztpraxis hat K1 schon sehr gut gefallen. Der Arzt und auch die Zahnarzthelferin waren sehr nett. Der Arzt hat sich super mit K1 unterhalten, hat uns beiden detailliert erklärt dass er einen einseitigen Kreuzbiss (Stufe 4) hat. Er hatte einen Spiegel für K1 damit er selbst sehen kann was der Arzt auch mir zeigte. Er erklärte uns dann was für eine Spange er bekommt: Eine Gaumennahterweiterung oben und eine lose Zahnspange unten.
An dieser Gaumennahterweiterung muss ich täglich eine Schraube drehen. Davor habe ich echt mächtig Bammel. Das hat der Arzt mir sofort angesehen und mich beruhigt. Er habe momentan 20 Patienten mit dieser Spange und alle Eltern oder Partner bekommen das hin.
Die Zähne werden erst später gerichtet, da kommt also eine zweite Behandlung auf uns zu. Das wird erst später gemacht, weil es jetzt noch gar nicht sinnvoll ist. Zu wenige bleibende Zähne. Aber der Oberkiefer muss jetzt schon behandelt werden.
Im Mai haben wir den nächsten Termin. Da wird eine Kiefergelenkdiagnostik gemacht, Röntgenbilder und Abdrücke.
Wann sollte man zum Kieferorthopäden?
Ich hatte das wie erwähnt gar nicht auf dem Schirm. Unsere Zahnärztin hat das angesprochen. Daher würde ich raten den Zahnarzt zu fragen.
Im Zweifelsfall kann man aber auch ohne Absprache schon mit 7-8 Jahren beim Kieferorthopäden vorstellig werden und mal gucken lassen. Dann weiß man definitiv woran man ist und verpasst den richtigen Zeitpunkt nicht.
Finanzielles – was kostet so eine Zahnspange?
So genau kann man das natürlich nicht sagen. Es gibt eine Einstufung für Kieferorthopädie. Stufe 1 und 2 muss man komplett selbst bezahlen. Ab Stufe 3 werden 80% direkt mit der Krankenkasse abgerechnet und 20% muss man erst mal selbst bezahlen. Diese 20% bekommt man nach erfolgreicher Behandlung wieder von der Krankenkasse erstattet. Das ist die Rückversicherung der Kassen, dass man die Behandlung, die ja teuer ist, auch durchzieht und nicht abbricht.
K1 hat einen einseitigen Kreuzbiss und ist damit Stufe 4. Die Behandlung wird uns im voraus laut Arzt insgesamt um die 200-300 EUR kosten in 18 Monaten. Wenn die Zahnspange rein kommt, wird die Rechnung etwas höher sein, so um die 100 EUR, danach bei den Kontrollen so um die 20 EUR. Das ist machbar. Und gut zu wissen dass es das Geld wieder zurück gibt.
Eine feste Zahnspange mit Brackets wird teurer. Da kann man über die ganze Zeit mit 800-1500 EUR rechnen die man erst einmal zuzahlen muss. Oder noch mehr. Es kommt auch darauf an was man für eine Behandlung nimmt. Es gibt die normalen, es gibt aber auch teurere, unsichtbare Spangen. Die muss man dann auch selbst zahlen, das macht die Kasse nicht. Entsprechend muss man mit mehr Kosten rechnen und soweit ich weiß bekommt man diese Mehrkosten dann auch nicht zurück.
Wenn so teure Behandlungen auf einen zukommen, lohnt sich eine frühe Absicherung mit einer Zahnzusatzversicherung für Kinder. Aber man sollte genau vergleichen und nicht irgendwas abschließen. Am besten lässt man sich von einem unabhängigen Versicherungsmakler beraten. Aber selbst dann: Noch mal drüber nachdenken, nicht direkt abschließen.
Hi, ich bin verwundert, unser Großer hat vor genau einem Jahr seins Spange bekommen, da war er 8. Im Sommer davor hatte uns der Zahnarzt überwiesen, weil er es frühzeitig abklären wollte, da er den Kiefer zu schmal findet. Es gab dann einen Termin und da wurde gesagt, im Folgejahr wieder kommen. Da seine Backenzähne Milchzähne seien und noch fest, übernehme die Kasse 100%. Im April 2018 hat er die Spange bekommen und wir haben bis heute nichts gezahlt und da auch keine Einwilligung unterschrieben? Seine Spange ist lose und wurde erst 3 Monate so getragen und seitdem alle 2 Wochen verstellt. Die Kieferorthopädin wurde empfohlen und wir sind bisher sehr zufrieden. Liebe Grüße
Der Kieferothopäde wo wir nun bleiben ist auch sehr gut, ein junger Arzt der auch mit den neuesten Methoden arbeitet und hervorragende Leistungen bringt was man so von seinem Studium und den Patientenbewertungen liest. Ich weiß nicht in wie fern sich die Kinder vergleichen lassen. Ich weiß nur das die Behandlung bei so jungen Kindern innerhalb von 6 Quartalen (18 Monaten) abgeschlossen sein muss und K1 muss wohl einiges zulegen beim Oberkiefer. Die Gaumennahterweiterung bleibt alleine schon insgesamt ungefähr 1 Jahr drin, wovon ich ca. 12 Wochen lang die Schraube stellen muss und danach bleibt sie halt 8-9 Monate sitzen zur Festigung, in dieser Zeit bildet der Kiefer den neuen Knochen. Da gibts interessante Videos bei YouTube wo das gezeigt wird. Eine lose würde hier nicht das gewünschte Ergebnis in der Zeit bringen.
Die 80/20 Regelung ist üblich und das direkt 100% übernommen werden ist selten oder eine Sonderregelung eurer Krankenkasse, das weiß ich nicht. Vielleicht übernimmt die HKK auch direkt 100% bei Frühbehandlungen, das werde ich sehen wenn der Heil- und Kostenplan zurück kommt. Bisher habe ich nichts in der Hinsicht gelesen oder von der HKK gesagt bekommen.
Danke für diesen sehr ausführlichen Beitrag bzw. Erfahrungsbericht. Ein nicht sehr unwichtiges Thema, viele müssen die Kieferorthopädie Bern aussuchen und eine Zahnspange tragen oder mit anderen Fehlstellungen kämpfen.