Es gibt wieder ein Zahnarztupdate.
Seit dem Beenden der Wurzelbehandlung war ich wieder nicht mehr in der Praxis.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mit der Ärztin nicht kann. Die hat nämlich zwischendurch gewechselt. Als ich damals schwanger in die Praxis kam, hat mich eine sehr nette, junge Ärztin behandelt. Ich konnte mit ihr absolut gut. Sie hat mit mir ein Handzeichen vereinbart, falls etwas sein sollte, weh tut oder so, mir immer erklärt, was sie macht. Und mich auch immer mit Smalltalk abgelenkt, damit ich mich erst gar nicht voll auf das konzentriere was passiert. Sie fragte zwischendurch auch immer, ob alles okay ist, ob es noch geht. Fand ich mega gut. Ich fühlte mich und meine Angst ernst genommen, gut aufgehoben.
Als die Wurzelbehandlung sich dem Ende neigte, behandelte mich plötzlich die Chefin selbst. Wieso und wo meine Ärztin ist, hat mir keiner gesagt. Für eine Praxis, die sich auf Angstpatienten spezialisiert hat, fand ich das seltsam. Als solcher würde ich dann doch gerne bei der Ärztin bleiben, bei der ich mich wohlgefühlt habe und nicht wechselnd behandelt werden.
Die Chefin hat mich nicht schlecht behandelt. Aber sie war wortkarg, arbeitete eher zügig als behutsam und hat ihrer Arzthelferin ziemlichen Stress gemacht. Sie hat nie erklärt, was sie gerade macht oder versucht mich abzulenken. Sie hat weder nach einem vereinbarten Handzeichen gefragt, noch sonst irgendwas. Und das ich Angstpatientin bin habe ich mehrfach betont und das hat man mir auch angesehen.
Die erste Ärztin hat damals gesagt, dass der Nachbarzahn auch nicht okay ist. Hat aber nichts daran gemacht. Ich vermute, sie wollte in der Schwangerschaft nicht irgendwo rumpopeln, wo es nicht zwingend notwendig ist.
Ich vermute ebenfalls sie hat es nicht in den PC eingetragen und die andere Ärztin hat gar nicht geguckt. Jedenfalls hat sie den Zahn nach der Schwangerschaft auch nicht behandelt.
Am Sonntag war es dann so weit und es war ein Loch in dem Zahn. Schmerzen hatte ich keine. Genau wie damals beim abgebrochenen Backenzahn. Und ich hatte ab dem Moment wo ich das Loch fühlte eine mittelschwere Krise. Zum einen, weil ich genau weiß, was mir bevorsteht. Zum anderen, weil ich natürlich ebenfalls weiß, dass ich selbst dran Schuld bin.
Das ist eigentlich das Schlimmste an der Zahnarztangst. Solange man keine Schmerzen hat, ist alles tutti. Natürlich weiß man, dass man gucken lassen muss, das wahrscheinlich irgendwo was im Argen liegt. Aber man spürt es ja nicht. Also vertagt man es. Wieder und wieder. Schiebt es weg, das was einem Bauchschmerzen bereitet.
Wenn dann erst mal ein Loch da ist oder was weh tut, dann kommen gleich mehrere Dinge zusammen: Die Schmerzen, die Angst vor dem nun zwingend notwendigen Besuch und vor allem und am allermeisten die Vorwürfe an sich selbst. Weil man genau weiß, dass es so weit erst gar nicht hätte kommen müssen. Weil man genau weiß, dass man selbst Schuld ist.
Neue Ärztin!
Ich probiere es jetzt noch mal bei der Zahnärztin hier um die Ecke, habe schon viel gutes gehört, bekam sie auch empfohlen und eigentlich war das ja meine allererste Anlaufstelle, aber sie hatte damals ja Urlaub. Ich glaube, ich muss zukünftig zwei Dinge beachten:
- Ich brauche einen Arzt oder eine Ärztin, die nah erreichbar ist, wo ich niemanden brauche, der mich hinbringt oder wo ich nur zu bestimmten Zeiten hin kann. Denn das war ein großes Hindernis für eine zeitnahe Weiterbehandlung.
- Ich muss zukünftig IMMER einen neuen Termin machen, wenn ich einen absage. Sonst wird die Hürde hinzugehen wieder größer. Und langsam wird es Zeit, dass ich wirklich was tue.
Um 11:15 Uhr hatte ich dann direkt am Dienstag einen Termin und sagte schon bei der Anmeldung, dass ich ganz schlimme Angstpatientin bin. Zuvor saß ich zuhause heulend im Badezimmer. Tja, so isses. Sonst ne große Klappe, aber wenn es um den Zahnarzt geht… lieber bekomme ich noch 20 Kinder, hacke mir einen Finger ab oder sonst was, als dass ich ein Mal zum Zahnarzt muss. That’s the truth.
Im Wartezimmer zu sitzen und einen Bohrer zu hören ist der blanke Horror. Und tatsächlich hatte ich Fluchtgedanken. „Ich geh jetzt einfach wieder“. Bin ich dann aber doch nicht. Denn bevor ich aufstehen konnte, stand schon eine Arzthelferin vor mir, die mich ins Behandlungszimmer brachte.
Die Ärztin war sehr nett und hat gar nichts gemacht. Erst haben wir geredet, ich erzählte ihr was so alles passiert war, was mit dem anderen Zahn war und was ich mir wünschen würde. Nämlich, dass ein Arzt mal nicht nur das notwendige behandelt und dann den weiteren Weg offen lässt, sondern guckt, was alles gemacht werden muss, einen Fahrplan mit mir bespricht und dann gleich mehrere Termine vereinbart. Damit ich weiß, was auf mich zu kommt.
Sie hat dann auch nur geguckt und ihrer Arzthelferin diktiert, wo überall was gemacht werden muss. Vermutlich. Denn sie meinte, erst müsste man eine Zahnreinigung machen, denn bisher ist das meiste nur reine Vermutung. Und ein Röntgenbild muss her. Das wurde dann hinterher auch direkt angefertigt. Und ein Termin für eine Zahnreinigung (PZR) vereinbart.
Am Loch hat sie nichts gemacht. Sie meinte das kann erst mal so bleiben, da sollte nichts passieren. Eine Wurzelbehandlung müsste her und die wolle sie mir jetzt nicht antun. Wenn doch was sei, wenn der Zahn wider Erwarten doch Theater macht, soll ich anrufen.
Hallo Wurzelbehandlung! Again…
Tja.. es ist doch was passiert. Direkt am Folgetag. Also Mittwoch. Da brach mir morgens beim Frühstück der halbe Zahn weg. Mist. Loch ist das eine, ein halber Zahn was ganz anderes. Scheiße. Scheiße, Scheiße, Scheiße!!!
Also direkt angerufen, Fall geschildert. Ich solle sofort kommen. Also packte ich das Baby ein und machte mich auf den Weg zum Zahnarzt. Ich will nicht! Hilfe!!!
Ich konnte bei der Ankunft direkt durch ins Behandlungszimmer. Die Ärztin betäubte ordentlich. Die Spritzen habe ich gar nicht gespürt. Und obwohl absolut gar nichts weh tat, saß ich die ganze Zeit verkrampft auf dem Stuhl. Ich hatte die Hände dermaßen zu Fäusten geballt, dass die Ärztin irgendwann eingriff, meine Hände nahm und meinte, ich solle sie gefaltet auf den Bauch legen. Und wenn das nicht ginge, könne sie mir auch einen Ball zum Drücken geben.
Hinterher hat sie sich dann mit mir über den Gesamtbefund unterhalten. Auf dem Röntgenbild hat man einiges gesehen. Sie meinte, es müssten 12 Zähne gemacht und 4 gezogen werden. Sie empfiehlt mir, das alles komplett unter Vollnarkose machen zu lassen, da ich so große Angst habe. Es wäre schon einiges und wenn ich das in einzelnen Sitzungen machen lasse, wäre ich ein Jahr damit beschäftigt und müsste mindestens dieses Jahr noch jede Woche kommen. Das ist schon echt heftig.
Und ganz ehrlich, wenn ich an das Ziehen der Zähne denke, wird mir richtig übel und mich packt die nackte Panik. Ich habe wirklich große Sorgen, dass ich entweder in Panik alles abbreche, komplett die Nerven verliere oder zusammenklappe.
Allerdings ist das eine ganz schöne Stange Geld, die da auf mich zukommt. Es ist ja nicht wenig zu tun und ich mache mir da keine Illusionen, dass ich mit 250 EUR für eine Stunde Narkose hinkomme. Ich werde versuchen mir meine Angst bescheinigen zu lassen, dann würde die Kasse zahlen. Wenn das nicht geht, muss ich halt schauen, dass ich das Geld so zusammen bekomme. Denn so geht es definitiv nicht mehr weiter. Seit Jahren ist das eigentlich mein größter Herzenswunsch. Das die Zähne in Ordnung sind. Denn das ist echt eine große Last. Und im Moment habe ich das Gefühl das rückt in greifbare Nähe. Hoffnung ist definitiv da.
Und ja: Falls jetzt einer denkt „Selbst Schuld“ – ich weiß. 😖
Am heutigen Freitag musste ich dann noch einmal hin. Meine Wange ist im unteren Bereich ziemlich geschwollen. Am Mittwoch war alles okay. Gestern fing es dann an, dass ich beim Gähnen, sprechen oder berühren der Wange Schmerzen hatte. Nicht am Zahn. Sondern so allgemein. Man sieht es von außen nicht wirklich, aber eine leichte Berührung schmerzt schon sehr und beim Tasten fühlt man auch die Schwellung deutlich. Ich vermute, es kommt von der Spritze. Die Ärztin ebenfalls. Aber mir war es lieber noch mal drauf gucken zu lassen – denn immerhin ist sie die Ärztin und nicht ich! Wenn es morgen Theater machen würde, und ich zum Notdienst muss, würde ich es bereuen, dass ich heute nicht hingegangen bin. Ich hab vorsorglich Antibiotika bekommen und hoffe übers Wochenende bleibt alles ruhig und die Schwellung geht weg. Ich werde es weiterhin kühlen, was ich gestern schon gemacht habe.
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