Na? Bekommt ihr bei dem Bild auch ein mulmiges Gefühl? Ich schon. Ich hatte ja schon über meine Zahnarztangst geschrieben. Und wer schon länger mitliest, weiß ja, dass mir in der Schwangerschaft der Zahn abgebrochen ist.
Nun war der erste Termin nach der Schwangerschaft zum Weiterführen der Wurzelbehandlung. Ich hatte übrigens noch ein kleines Zwischenspiel am 24.12. beim Vertretungsarzt, weil der Zahn da Theater machte. Durch den Stress bezüglich der Schwangerschaftsdiabetes-Unterstellung habe ich wohl Nachts die Zähne aufeinander gepresst und durch den Druck hat der Zahn Theater gemacht. Jedenfalls hat man mir das so erklärt und das klang auch logisch. Natürlich passiert so etwas immer, wenn der Zahnarzt dem man wenigstens halbwegs vertraut, gerade geschlossen hat. 😩 Und so saß ich also am Heiligabend Vormittags hochschwanger und zitternd wie ein Häufchen Elend in einer komplett fremden Praxis. Die Androhung „Wenns schlimm ist, operieren wir gleich“ trug auch nicht gerade zur Besserung meines ängstlichen Zustands bei. Es wurde dann aber nur gespült, Medikament rein, Cavit drauf und fertig. Der Zahn gab seitdem auch Ruhe und hat kein Theater mehr gemacht. Aber auch nur, weil ich sehr deutlich darauf bestanden habe das man mich röntgen darf. Das Theater um das Röntgen in der Schwangerschaft ist nämlich bei Zähnen völlig unnötig und übertrieben. Der Kopf ist weit weg vom Kind und man bekommt eine riesige Bleischürze übergestülpt. Zudem ist die Strahlenbelastung im Flugzeug höher als beim Röntgen eines einzelnen Zahnes! Man hat ja keine komplette Kieferaufnahme gemacht, sondern einen Bereich von vielleicht 3cm geröntgt. Aber es wurde wieder ein riesiges Brimborium darum gemacht und mit Zähne ziehen gedroht, nur, weil man das ach so bööööse Röntgen vermeiden wollte. Ja klar, kurz vor der Niederkunft ist so eine große Zahnwunde sicher vorteilhafter für Presswehen. Danke, nein. Ich habe sehr klar gesagt ich unterschreibe notfalls auch, dass dies ausdrücklich auf meinen persönlichen Wunsch passiert. Ich bin selten so rabiat und bestimmt wie in der Schwangerschaft oder wenn es um meine Kinder geht.
Mein Termin sollte eigentlich auch nicht im April sein. Irgendwie war hier der Wurm drin. Denn dies war der dritte Anlauf zur Weiterbehandlung. Beim ersten Termin konnte mein Mann nicht mit und alleine mit Baby geht nicht. Da habe ich auf dem Behandlungsstuhl keine Ruhe. Beim zweiten Mal war die Ärztin krank und der Termin wurde kurzfristig abgesagt. Und jetzt, gestern am 10.04. war also der dritte Termin. Und dieses Mal kam nichts dazwischen. War auch höchste Zeit. Das Cavit war schon zur Hälfte flöten. Das Zeug ist auch nicht für so lange Zeit gedacht.
Und obwohl ich wusste, dass es nicht weh tun würde, obwohl ich selbst wusste, dass meine Angst unbegründet ist, war ich wieder kurz vorm durchdrehen. Schon den ganzen Montag war ich angespannt. Und auf dem Hinweg war mir schlecht und ich hatte wackelige Beine. In der Praxis war ws dann auch nicht besser. Ich war fast dankbar, dass ich schon wieder den Anamnesebogen ausfüllen musste („Die Krankenkasse will das jetzt jedes Jahr so“) und so etwas zu tun hatte, anstatt an die Wand zu starren und innerlich Amok zu laufen. Ich war dann auch kaum fertig mit ausfüllen, wurde ich aufgerufen.
Mit verkrampften Händen saß ich auf dem Stuhl und war sehr nervös. Ich fühlte mich so dumm. Es ist so bekloppt, wenn man Angst hat und eigentlich weiß, dass man keine haben müsste. Aber diese Angst ist da, sitzt tief. Und wird wohl auch nie mehr ganz weggehen.
Wie erwartet wurde gestern nur gereinigt, Medikament neu gemacht und wieder verschlossen. Ein letztes Mal. Um sicherzugehen das nichts entzündet ist und alles sauber. Das nächste Mal kommt dann die richtige Füllung rein. Und natürlich tat es nicht weh. Ich brauchte keine Betäubung. Wie die letzten Male davor auch schon. Das einzige, was weh tat war das Instrument, mit dem die Zahnarzthelferin mir die Wange auf hielt. Das drückte sie nämlich ziemlich fest in mein Zahnfleisch und meinen Kiefer! Autsch!
Das ganze dauert vielleicht fünf Minuten. Eher weniger. Dann war es vorbei und ich wurde mit „Sie können jetzt den Mund ausspülen, wenn sie möchten“ entlassen. Im Mai gehts dann weiter. Und wieder werde ich wahrscheinlich innerlich die Wände hochgehen. Wie angespannt ich gestern wirklich war, merke ich übrigens heute. Vor allem meine Oberschenkel bestehen heute aus purem Muskelkater. Als wäre ich zum ersten Mal seit langer Zeit im Fitnessstudio gewesen oder Fahrrad gefahren. Es ist manchmal schon unheimlich wie stark man Ängste körperlich auslebt.
Ich frage mich, ob ich diese Angst je komplett loswerde. Ich vermute nicht. Aber ich hoffe ich habe den Mut alle Zähne heile machen zu lassen. Mit dem einen ist es nämlich nicht getan.
Die Geschichte ist sehr spannend und mitreissend geschrieben, selbst für jemanden ohne Angst vor dem Zahnarzt. Aber gerade bei solchen Sachen die in Richtung Oralchirurgie gehen können wohl alle gut mitfühlen. Das ist und bleibt alles einfach sehr unangenehm.