Für alle, die wissen möchten wie es weiterging, kommt hier der Bericht!
Es ist Samstagmorgen, draußen ist es noch dunkel. Aber ich bin schon wach. Ich könnte jetzt behaupten das liegt am Baby. Sie war heute Nacht sehr unruhig. In Wahrheit war ich schlafloser und unruhiger als die Babydame und sehr wahrscheinlich war sie unruhig meinetwegen. Das hat sich einfach übertragen.
Ich könnte immer wieder aus dem Nichts spontan losheulen. Das überfällt mich einfach. Es ist die Angst, die mir im Nacken sitzt. Übermorgen ist mein Termin beim Kieferchirurgen und ich würde am liebsten sterben vor Angst.
Seit gestern Abend juckt es mich überall. Das habe ich seit circa zwei Jahren, wenn ich sehr viel Stress oder Belastung habe. Und ich habe festgestellt, dass ich mir in extremen Stresssituationen die Fingernägel abknibble. Also nicht dran kauen, sondern einfach mit der einen Hand an der andern die Fingernägel abbrechen/-ziehen. Das hab ich so bewusst noch gar nicht wahrgenommen. Jetzt sind die schönen, lang gezüchteten Fingernägel wieder kurz.
Aber wirklich drüber aufregen oder mich darüber ärgern: Nein. Da habe ich andere Sorgen. Den Chirurgen zum Beispiel!
Stell dich nicht so an!
„Stell dich nicht so an!“ ist ein Satz, den ich so und ähnlich bezüglich meiner Zahnarztangst schon öfter gehört habe. Teilweise auch von Ärzten.
Liebe Mitmenschen, liebe Ärzte, ich verrate euch was: Es bringt ABSOLUT GAR NICHTS jemandem der Angst hat und innerlich fast stirbt vor Angst, so etwas an den Kopf zu knallen. Meint ihr der reißt sich dann zusammen? Der packt die Angst dann ein, wischt sich einmal übers Gesicht und sagt dann ganz ruhig und cool „Okay. Kann los gehen!“?
Wir alle haben doch vor irgendetwas panische Angst. Bei jedem ist es etwas anderes. Manchen ist es unbewusst, etwa dass ihnen noch nicht wirklich begegnet ist, vielen ist es bewusst und sie gehen dem, was ihnen Angst macht aus dem Weg und vermeiden es. Clowns, Wattebäusche, Holzeisstiele, die Liste ist unendlich.
Manche können die Angst nachvollziehen, viele offenbar nicht. Aber eins weiß ich genau: Man sollte Menschen niemals vorschreiben wie sie sich zu fühlen haben oder ihre Gefühle lächerlich machen oder abtun! Niemand, außer der Mensch, der es fühlt, kann exakt dasselbe empfinden, es nachvollziehen und es einschätzen.
Also bringt doch lieber Verständnis auf, versucht Ruhe zu bewahren und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten wie man trotzdem ans gewünschte Ziel kommt! Denn mit „Stell dich nicht so an“ erreicht man nur eines: Dass der Gegenüber sich klein und nicht ernst genommen fühlt und dicht macht.
Der Tag der Tage
Der Sonntag war echt schlimm. Am Samstag begann ich, mir Zahnschmerzen einzubilden. Wieso ich denke, dass sie eingebildet waren? 1. nicht da wo der zu behandelnde Zahn ist und 2. waren die Schmerzen, rückblickend, spätestens in der Praxis plötzlich weg. Ist mir bewusst erst zu Hause aufgefallen. Hätte ich einen Zahn der Theater machen könnte, hätte die Ärztin den gleich behandelt. Aber so ist ja nun der vereiterte Backenzahn derjenige der jetzt am dringendsten gemacht werden muss.
Obwohl ich über Wochenende ganz schlimmes Kopfkino hatte, sich die Gedanken ständig um das Thema drehten und ich auch öfter Heulanfälle hatte, weil die Angst mich hinterrücks überfiel, war ich am Montag die Ruhe selbst. Als stünde ich im Auge eines Wirbelsturms. Manchmal wundere ich mich über mich selbst. Mir ist das schon öfter aufgefallen, dass ich in extremen Stresssituationen plötzlich ganz ruhig werde. Angst hatte ich natürlich trotzdem. Und ich fror ganz fürchterlich im Wartezimmer und später im Behandlungsraum.
Als ich aufgerufen wurde und mich eine in den Behandlungsraum führte, sagte ich ihr direkt, dass ich ganz schlimme Zahnarztangst habe. Sie beruhigt mich direkt, strich mir über den Arm und redete mit mir. Sie erklärte mir wie alles ablaufen würde, dass sie mir jetzt erst einmal ein Gel aufträgt, was das Zahnfleisch betäubt damit ich die Spritzen nicht spüre.
Der Arzt kam dann ca. fünf Minuten später dazu und sah mir wohl direkt an wie viel Angst ich habe. Denn er kam direkt auf mich zu, legte mir die Hand auf die Schulter und fragte erst einmal wie es mir geht. Ich meinte dann nur den Tränen nahe: „Nicht so gut“. Er war sehr ruhig. Und was ich am besten fand: Alle hatten Verständnis für meine Angst, NIEMAND dort hat mir mit Worten, Gesten oder Körpersprache zu verstehen gegeben das es albern sei und ich mich nicht so anstellen solle!
Der Arzt gab mir einen Stressball und meinte dann „Wenn sie mich lassen, gucke ich mir den Zahn erst mal an und teste mit einem Eisspray etwas.“ – der Test war wohl gut (ich hab was gefühlt am Zahn vor dem vereiterten Zahn). Er erklärte dann, dass er eine Wurzelspitzenresektion versuchen möchte, er würde dem Zahn eine Chance von 80% geben, dass er erhalten bleibt. Nur falls er nach dem Aufmachen sähe, dass nicht genug Knochensubstanz da ist um den Zahn zu halten, dann würde er ihn doch rausnehmen. Aber das sähe er eben erst, wenn er drin ist.
Die Operation
Ich bekam mehrere Spritzen, seitlich und hinten in den Kiefer. Dann erklärte mir der Chirurg, dass er mir empfiehlt, nach der Behandlung eine Kortisonspritze zu nehmen. Die würde Entzündungen verhindern und 70% der Schwellung eindämmen. Wäre allerdings eine Privatleistung. Ich fragte wie viel die kostet: 20 EUR. Das ist im Rahmen, hab ich akzeptiert und konnte direkt es noch schnell an der Anmeldung bezahlen, damit ich das nicht hinterher noch machen muss. Die Spritzen wirkten eh noch nicht richtig.
Als dann alles taub war, erklärte mir die Arzthelferin noch, dass ich sagen sollte, wenn es weh tut. Hände heben ginge nicht, da diese unter dem sterilen Tuch bleiben müssten. Ich solle mir keine Sorgen machen, ich könnte mich die ganze Zeit über bemerkbar machen und sprechen. Dann wurde ich in die Horizontale gefahren, abgedeckt und ich schloss die Augen. Ich wollte nichts sehen. Weder Instrumente noch sonst irgendwas.
Mir wurde eine Halterung eingesetzt damit die Wange offen bleibt und musste zubeißen. Dann habe ich gefühlt wie der Arzt eine Art Meißel ansetzte. Ich vermute, um das Zahnfleisch vom Knochen zu schälen, aber ich könnte schwören er hat das Ding auf dem Zahn angesetzt! Ich dachte im ersten Moment, der will mir die Füllung rausmeißeln! Das kommt wahrscheinlich durch die Betäubung. Da kann man wohl nicht mehr konkret lokalisieren wo genau was passiert. Ich spürte keine Schmerzen, nur einen Druck.
Das Geräusch der Knochenfräse war dann wirklich fies. Dagegen sind Zahnarztbohrer ein Scheißdreck! Als er fräste, tat es teilweise weh, aber wirklich nicht stark, sondern nur sehr schwach. Da ich aber immer sofort Angst vor stärkeren Schmerzen hatte, meldete ich mich und sagte mit zusammen gebissenen Zähnen „Das tut weh“ – und er hörte wirklich sofort auf und betäubte nach bis ich nichts mehr spürte. Das ging noch 2-3 Mal so. Ich hab durch den Stress und das zusammenbeißen aber teilweise vergessen zu sprechen und nur noch „mhm“ und „mhmh“ von mir gegeben, wofür ich rüge bekam: „Sie müssen mit mir sprechen, richtig sprechen. Sie haben die Informationen über den Schmerz, kein anderer. Nur wenn Sie sagen, ob und wo es weh tut, kann ich was dagegen tun“ – er hat ja recht!
Der Chirurg hat dann ziemlich krass in der Kieferhöhle rumgewerkelt und die ganze Entzündung da rausgeholt. Ich dachte nur „Kein Wunder, wenn das hinterher anschwillt, so wie die da an mir werkeln!“ während ich ziemlich doll den Stressball knetete und hoffte, dass es bald vorbei ist. War es dann auch. Es wurden noch die Wurzelkanäle gereinigt und verschlossen und alles zugemacht. Drei oder vier Stiche wurden genäht, ich hab ja nicht hingeguckt. Aber drei kann ich jetzt zumindest sehen.
Es gab noch die Kortisonspritze und die Anweisung erst mal sitzen zu bleiben damit ich nicht zusammen klappe. Die Arzthelferin hat mir dann noch das Gesicht gesäubert. Da ist wohl Blut gespritzt. Gut dass ich nicht geguckt hab! Dann wurde noch ein Röntgenbild zur Kontrolle gemacht und ich durfte mit dicker Backe, Rezept für Ibu 600 nebst Anweisungen zur weiteren Pflege und Eisbeutel nach Hause. Mit Wartenzeit, OP, Röntgen und allem hatte ich nur 2 Stunden in der Praxis verbracht. Und ich ging mit einem guten Gefühl.
Danach
Ich holte noch meine Schmerzmittel in der Apotheke und begab mich dann aufs Sofa, wo ich dann auch gleich mal eine Schmerztablette einwarf, weil die Betäubung begann sich aufzulösen. Das Nordbaby konnte ich zum Glück abgeben. Ich glaube ich hätte mich gestern auch nicht wirklich um sie kümmern können. Denn mir tat danach ziemlich der Kopf weh und als das Adrenalin weg war, hatte ich auch ziemlichen Schwindel, sodass ich mich gegen 16 Uhr ins Bett legte, um eine Runde zu schlafen.
Nachblutung hatte ich keine mehr, die Wunde sieht gut aus und heute habe ich auch noch keine Schmerzmittel genommen. Es fühlt sich an, als hätte mir gestern jemand einen richtig fetten Kinnhaken auf die rechte Seite verpasst. Als wäre alles grün und blau. Aber richtige Schmerzen sind keine da. Ich kühle die Wange, wie mir aufgetragen wurde und ansonsten passe ich beim Zähneputzen auf, dass ich die Seite etwas schone und spüle mit Chlorhexamed.
Die Angst war rückblickend unbegründet. Aber so ist das eben mit der Angst. Sie ist trotzdem auch beim nächsten Mal wieder da. Aber es hat mir Mut gemacht. Nächstes Jahr sind definitiv Weisheitszähne dran. Und ich glaube, mit dem Arzt kann ich arbeiten. Da bin ich gut aufgehoben.
Wenn jetzt nichts mehr dazwischen kommt, ist nächste Woche Dienstag definitiv mein letzter Zahnarzttermin für dieses Jahr. Zum Fäden ziehen. Drückt mir die Daumen!
[…] beim Gassi gehen brökelte mir plötzlich eine Ecke von meinem Backenzahn ab. Der Backenzahn der im Dezember die Wurzelspitzenresektion hatte. Verwunderlich war das nicht, denn der Zahnarzt, der vor fast 8 Jahren die Füllung dort […]
[…] beim Gassi gehen brökelte mir plötzlich eine Ecke von meinem Backenzahn ab. Der Backenzahn der im Dezember die Wurzelspitzenresektion hatte. Verwunderlich war das nicht, denn der Zahnarzt, der vor fast 8 Jahren die Füllung dort […]
[…] dann gezwungen etwas zu tun: Letztes Jahr ist mir eine Füllung rausgebrochen, an dem Zahn der die Wurzelspitzenresketion hatte. Also musste ich zum Zahnarzt. Denn ich bin absolut nicht bereit diesen Zahn aufzugeben und […]