Ich habe mich gegen die Vollnarkose entschieden und gehe den Weg Schritt für Schritt. Heute Morgen um 9 Uhr sollte ich eigentlich den letzten Zahnarzttermin für dieses Jahr haben. Dachte ich.
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Einerseits war mir daher mulmig zu Mute, denn ich hab immer noch tierisch Schiss vorm Zahnarzt. Schon Tage vorher fängt das an mit Bauchschmerzen, am Abend vor dem Termin habe ich dann immer eingebildete Zahnschmerzen – und zwar nicht irgendwo konkret, sondern halt überall indirekt. Schwer zu beschreiben. Ist halt was Psychosomatisches. Auch, wenn ich das weiß und auch weiß, dass die Angst unbegründet ist.. ich hab sie eben trotzdem. Andererseits war ich froh, denn dann wäre DAS Thema ja für dieses Jahr abgehakt.
Denkste…
“Sie wissen, dass der Zahn total vereitert ist?”
Meine Zahnärztin begrüßte mich freundlich, meinte dann zu mir, sie würde mal gucken was heute dran ist. Fuhr den Stuhl in die Horizontale und guckte so im Mund rum.. War sich dann aber unschlüssig. “Haben sie irgendwo Schmerzen?” – “Nein, alles okay.”
Dann schickte sie die Arzthelferin das Röntgenbild holen, begutachtete es und meinte dann “Sie wissen, dass der rechte untere Backenzahn total vereitert ist? (Nebenbeiinfo: Sie meint den 46. Da sitzt nur noch einer, der hinterste -also 47- ist schon vor Jahren gezogen worden, also die Reste davon. Der brach irgendwann mal ab und da waren nur Wurzelreste übrig, fragt lieber nicht). Nein das wusste ich nicht. Der Zahn ist nach meiner Info nie fertig Wurzelbehandelt worden. Da hat ein Zahnarzt mal rumgefrickelt, aber es nie fertig gemacht. Ist auch eine ganz einfache provisorische Zementfüllung drauf.
Sie meinte “Ne, die Wurzel ist abgefüllt, sehen Sie hier…” HÄ? Dann macht die provisorische Füllung doch absolut keinen Sinn? Wenn das mal mein Hauptproblem gewesen wäre.
Sie erklärte mir dann “Sehen sie das hier” und fuhr mit einem Kugelschreiber an einer der beiden auf dem Röntgenbild ersichtlichen Wurzeln herum “Dieses kirschkerngroße dunkle da? Das ist alles Vereiterung. An der anderen ist es nur ein bisschen und dazwischen bildet sich auch was. Aber das da, das ist groß und eine tickende Zeitbombe. Damit kann ich sie nicht ins neue Jahr lassen. Wenn das aufgeht haben sie eine richtig dicke Backe und irre Schmerzen. Und damit dann zum Notdienst? Ich bin nicht da, ich kann ihnen dann leider nicht helfen. Das möchte ich nicht.”
Verstand ich. Fand ich gut. Und gleichzeitig hätte ich am liebsten losgeheult.
Und dann kam der nächste Hammer “Der Weisheitszahn da hinten (selbe Seite, also 48) der macht mir auch Sorgen, der sitzt da ganz hinten und kommt nicht an der Kurve vom Kieferknochen vorbei. Deshalb kommt der nicht raus. Sehen sie diesen dunklen Strang der da unten am Kiefer entlang läuft? Da ist ein großer Nerv, und der Zahn ragt da wahrscheinlich direkt rein. Das kann ich hier nicht machen, da müssen sie eh dort hin. Und sehen sie den riesigen Schatten vor dem Zahn? Also entweder löst sich da der Knochen auf oder das ist eine große Entzündung. Das muss der Chirurg mittels genauerer Aufnahmen begutachten und mit ihnen besprechen, wie und was da gemacht wird.”
Innerlich tat sich ein Abgrund vor mir auf. Atmen.. atmen nicht vergessen!
Termin für den Kieferchirurgen
Sie rief dann auch gleich an und machte einen Termin für mich, mit dem Hinweis, dass ich jemanden brauche der mich hin fährt. Und hat auch explizit einen bestimmten Arzt für mich verlangt. Am Montag ist es direkt so weit. Sie tütete mir das Röntgenbild und den Zettel für den Kieferchirurgen ein und schrieb mir noch Penicillin auf. Und dann meinte sie noch, ich solle sie bitte am Dienstagmorgen direkt anrufen, sie will wissen was beim Chirurgen genau passiert ist und wie es mir geht.
Ich bin darüber ja sehr erstaunt aber auch froh. Ich habe offenbar wirklich eine gute Ärztin erwischt. Weder hat sie jemanden ihrer Mitarbeiter beauftragt einen Termin zu machen, noch mich mit der Überweisung und dem Hinweis selbst einen zu machen einfach stehen lassen. Sie hat es selbst erledigt, in meinem Beisein. Und es interessiert sie, wie es mir danach geht. Das hab ich noch nie erlebt! Und ich hab schon einige Zahnärzte durch.
Angst und Tränen
Am liebsten hätte ich ja schon in der Praxis angefangen zu heulen. Ich musste mich arg zusammenreißen. Sie hat dann ja auch nichts mehr gemacht und das “Lätzchen” wurde mir zwischendurch abgenommen. Ich vermute die beiden haben gesehen, dass ich total fertig war wegen der Botschaften und dem was mir bevorsteht.
Als ich zu Hause die Haustür hinter mir schloss, liefen dann auch schon die Tränen. Ich habe solche Angst. Ich weiß absolut nicht wie ich das am Montag überstehen soll.
Ich vertraue jetzt einfach mal darauf, dass meine Ärztin da jemand guten an der Hand hat und die Praxis sich mit Angstpatienten auskennt. Und, dass ich es überlebe. Alles Weitere dann am Montag. Oder Dienstag. Je nachdem wie es mir geht.
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